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Barbaratag
Heute ist Barbaratag.
Es ist ein alter Brauch, heute Kirschzweige in lauwwarmes Wasser zu stellen und das Wasser ab und an zu wechseln. Die Zweige blühen dann etwa an Weihnachten.
Wir haben heute morgen nach dem Gottesdienst Zweige und die Legende von Barbara zur Kirchenrenovierung verkauft.
Und die Legende der heiligen Barbara und wie der Brauch entstanden ist kann man hier lesen:
Die Legende der heiligen Barbara
Es ist lange, lange her. Damals soll in Nikomedia, im fernen Morgenland, ein reicher Kaufmann gelebt haben. Sein Name war Dioskurus. Er lebte allein mit seiner schönen Tochter Barbara in einem prächtigen Haus. In eifersüchtiger Liebe war er seiner Tochter über alles zugetan. Niemand durfte mit Barbara reden, den er nicht selbst zugelassen hatte. Er bestimmte die Schriften, die sie lesen durfte, er stellte für sie die Mahlzeiten zusammen, er kaufte ihre Kleider.
Eines Tages mußte der Kaufmann eine längere Geschäftsreise antreten. Wie immer, wenn er fort mußte, führte er Barbara in einem festen Turm. Nur sie und er besaßen einen Schlüssel für die Eisentür. Barbaras Wohnstube lag über den Dächern der Stadt, war bequem eingerichtet und hatte zwei Fenster.
„Barbara“, sagte er, „ich bleibe diesmal ein wenig länger fort. In diesem Turm bist du sicher. Lass dir die Zeit nicht lang werden. Ich bringe etwas von meiner Reise mit, an dem du dein ganzes Leben lang Freude haben wirst.“
„Was kann das sein, Vater?“ fragte Barbara.
Aber Dioskurus lachte nur.
Wie immer es gewesen sein mag, jedenfalls drang durch die Mauern die Frohe Botschaft zu Barbara, die Frohe Botschaft von der Geburt und dem Leben des Christus, von seinen Reden und seinen Wundertaten, von seinem Leiden und Sterben, von Auferstehung und Himmelfahrt.
Sie ließ sich taufen. Immer wollte sie das Geheimnis der drei göttlichen Personen vor Augen haben: Vater, Sohn und Heiliger Geist.
„Vater, Sohn und Heiliger Geist haben Licht in mein Leben gebracht“, sagte sie. „Deshalb will ich in meine Turmstube ein drittes Fenster brechen lassen. Die drei Fenster lassen Licht in mein Zimmer strömen. Die Dreizahl soll mich an den dreifaltigen Gott erinnern.“
Nach langer, beschwerlicher Reise kehrte Dioskurus heim. Sein erster Weg führte ihn zu seinem Kind im hohen Turm. Vater und Tochter begrüßten einander herzlich.
Da fiel der Blick des Vaters auf das dritte Fenster. Er traute seinen Augen nicht. Drei Fenster in dieser Kammer? Hatte die Turmstube nicht zwei Fenster gehabt, solange er denken konnte?
„Wie kommt das dritte Fenster hierher?“ fragte er streng. Da erzählte Barbara von Jesus, vom Vater Gott und vom Heiligen Geist.
Dioskurus Gesicht verfinsterte sich. Hatte er nicht im fernen Rom davon gehört, dass der Kaiser alle diese Christen grausam umbringen ließ? Ja, dass sie sogar im Zirkus den Löwen zum Fraß vorgeÂworÂfen wurden?
Als ihm Barbara schließlich berichtete, dass auch sie Christin geworden sei, packte ihn die blinde Wut. Er schüttelte sie an den Schultern. Was noch niemals geschehen war, jetzt riss ihn sein Zorn hin. Er schrie sie an: „Hör auf mit dem dummen Gerede! Hast du vergessen, dass ich dir etwas mitbringen wollte? Du wirst den Mann heiraten, den ich für dich ausgesucht habe. Dann vergehen dir die albernen Flausen“. Er knallte die Tür hinter sich ins Schloss.
Sie wird sich meinen Wünschen beugen, dachte er. Wie bisher immer wird sie das tun, was ich will.
Seine Hoffnung war jedoch vergebens. Barbara konnte weder ihren Glauben aufgeben, noch wollte sie heiraten. Schließlich steckte sie der Vater in den untersten Keller des Turmes. Dort war es ganz finster. Ein Bündel Stroh in der Ecke diente als kalte Lagerstatt.
Viele Wochen hielt der Vater sie so eingekerkert bei Wasser und Brot. Allmählich begannen die Leute zu reden. Da forderte er von ihr: „Lass ab von deinem Christus. Dann soll alles wieder so sein, wie es früher gewesen ist. Ich kaufe dir schöne Kleider und lasse für dich gute Speisen bereiten. Du wirst einen reichen jungen Mann heiraten. Du wirst ein Leben in Freuden führen.“ Doch sie weigerte sich.
„Dann muss ich dich dem Richter übergeben. Du weißt doch, was dann mit dir geschieht?“ Entschlossen und finster führte er aus, was er sich vorgenommen hatte. So brachte er sein eigenes Kind ins Stadtgefängnis. Der Kerker wechselte. Die Zellen blieben sich ähnlich: halbdunkel, dumpf, feucht und kalt.
Der Richter versuchte es mit schönen und harten Worten, mit Schmeicheleien und Drohungen. Schließlich übergab er sie den Folterknechten. Doch Barbara ertrug mit Gottes Kraft und Hilfe alle Angst und Qual. Auf ihrem Weg in die Zelle verfing sich eine Zweiglein eines wilden Kirschbaums in ihrem rauhen Gewand. Die Knechte rissen sie fort. Der Zweig brach ab. Sie stellte das winterdürre Reis in das trübe Licht des kleinen Fensters. Eine zerbrochene Tonschale fand sich in der Zelle. Täglich goß sie ein wenig von dem Wasser hinein, das der Wächter ihr zum Trank reichte. Da trieben Knospen hervor. Eines Tages sprangen sie auf. Zarte weiße Blüten sprossen mitten im Winter. „Ich dachte du seiest ein toter Zweig“ sprach Barbara das Zweiglein an. „Aber aus dem totem Holz ist neues Leben gesprungen.“
Lange schaute Barbara den Blütenzweig an. „Ich glaube, so wird es auch mit mir sein. Wenn sie mich töten, dann wird mein Tod das Tor zu einem neuen Leben.“
An diesem Tag noch wurde sie vor den Henker geschleppt.
Die Kunde von der Treue des Mädchens Barbara sprach sich in aller Welt herum. Besonders die Bergleute dachten oft an sie, wenn sie im finsteren Schacht tief unter der Erde arbeiteten. Geraten sie in Gefahr, dann rufen die Bergleute „Heilige Barbara, bitte für uns!“
Wir aber brechen am Barbaratag, am 4. Dezember, winterharte Zweige von den Bäumen und stecken sie in Vasen oder Krüge. Und wer sein Zweiglein mit lauwarmen Wasser gießt und das Wasser regelmäßig wechselt, der kann eine große Freude erleben. Zur Weihnachtszeit nämlich springen aus den Zweigen Blüten hervor. Kaum ein anderes Zeichen weist so deutlich auf Christus hin, der tot war und zu neuem Leben auferstanden ist.
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